Modell Europa Parlament: Delegation Koblenz in Berlin

Das Modell Europa-Parlament Deutschland (MEP.de) in Berlin fand vom 14.-19.02.2016 statt und war für uns neun Koblenzer Teilnehmer (acht Delegierte und eine begleitende Ausschussvorsitzende) – wieder einmal – eine großartige Woche.

Angefangen hat es bereits in Koblenz, als wir in den Zug gestiegen sind und man bei allen zunächst regelrecht die Nervosität anmerken konnte, die sich aber glücklicherweise schnell gelegt hat. Wir alle kannten uns zu dem Zeitpunkt kaum – es sei denn, man war von einer Schule, was bei mir nicht der Fall war, da ich als Einzige unserer Schule mitfuhr.

Am Tag unserer Ankunft ging das Projekt sofort mit Ausschusssitzungen los; zwar war noch kein Dresscode angesagt, dennoch merkte man, dass es etwas ganz anderes als in unserem Koblenzer Rathaus mit den drei teilnehmenden Schulen ist. Allein schon die Tatsache, von unserem Regierungssprecher Steffen Seibert im Bundespresseamt begrüßt zu werden und nach den Länderpräsentationen in unterschiedlichen Landesvertretungen sowie im Bundesrat die Ausschusssitzungen über aktuelle EU-politische Themen (wie zum Beispiel Terrorismusbekämpfung, syrischer Bürgerkrieg, Türkeibeitritt in die EU, Nationalismus, marine Biodiversität und weitere) abhalten zu dürfen, verleiht einem ein ganz anderes Gefühl als in den heimischen Klassenzimmern zu sitzen.

In jedem der Ausschüsse wurde innerhalb kurzer Zeit eine Resolution zum vorgegebenen Thema erarbeitet. Mein Ausschuss hat sich mit der Verteilung der Flüchtlinge in Europa beschäftigt und wie man diese gerecht behandeln kann, ohne uns EU-Bürgern Nachteile zu verschaffen. Es war sehr interessant, mit den Delegierten aus den anderen Bundesländern sowie aus den Gastdelegationen aus Ungarn, Polen, Belgien und Luxemburg darüber zu diskutieren und gemeinsam Lösungen zu finden. Denn jeder hatte eine andere Meinung und wir mussten die für uns bestmöglichste Resolution erarbeiten. Man hat wirklich merken können, wie verschieden die Meinungen innerhalb der EU sein können. Beispielsweise waren alle Polen von Grund auf gegen Flüchtlinge und in Deutschland waren sie bei den meisten von uns herzlichst willkommen.

Mit einer Eröffnungsrede unserer MEP-Präsidentin Clara Fidorra wurde die Plenardebatte feierlich im Sitzungssaal des Bundesrats eröffnet und danach Ausschuss für  Ausschuss über die acht Resolutionen im Plenum debattiert. Zunächst wird eine Resolution vorgelesen, Verständnisfragen werden geklärt und anschließend hält einer der Ausschussmitglieder eine Rede, die in das Ausschussthema einführt.

Und dann war es soweit: Die offene Debatte. Jeder kann positive sowie negative Aspekte zur Resolution ansprechen. Daraufhin folgen eine Angriffs-und eine Verteidigungsrede. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass der Adrenalinspiegel um mindestens 100% steigt, wenn man am Rednerpult steht, einen ca. 200 Menschen erwartungsvoll anschauen und man anfangs vor Nervosität kaum ein Wort rausbekommt, doch auch das ist eine gute Erfahrung! 😀

Zum Schluss jeder Resolutionsdebatte wird das Abstimmungsergebnis der 20 vertretenen Delegationen verlesen. Das ist für jeden Delegierten einer der spannendsten Momente, denn man möchte gerne wissen, was die anderen letztendlich von der eigenen Resolution halten und ob sie angenommen oder abgelehnt wird – schließlich hat man intensiv an ihr gearbeitet. Wenn die Resolution angenommen wird, schickt das MEP-Präsidium die Resolution an den EU-Ministerrat, die Kommission und das Parlament weiter! Insgesamt wurden bei uns drei Resolutionen angenommen, die anderen fünf wurden abgelehnt.

Am ersten Tag der Plenardebatte gab es außerdem noch eine Fishbowl-Diskussion mit Michael Roth (Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt) und Thomas Thomer (Unterabteilungsleiter „Kinder und Jugend“ beim BMFSFJ). Wir Delegierten hatten die Möglichkeit ihnen Fragen zu stellen, die dann auch ernst beantwortet wurden. Es war eine tolle und konstruktive Erfahrung mit den Politikern diskutieren zu können, da ihre Gedanken den Diskussionen der „echten Politik“ entsprachen und sie einem oft neue Denkanstöße gaben.

Zum Abschluss haben alle Mitwirkenden einen Flashmob vor dem Brandenburger Tor gemacht.

Das Projekt klingt vielleicht für einen Außenstehenden nur nach extrem viel Arbeit, aber wir hatten viel Spaß und außerdem auch ein wenig Freizeit, um gemeinsam Berlin zu erkunden.

Von dieser einzigartigen Woche in unserer Hauptstadt hat jeder von uns etwas mitgenommen. Ganz egal, ob es mehr Sicherheit beim Schreiben und Vortragen von Reden, der Kompromissfindung im Ausschuss und Plenum oder es einfach neue Freundschaften und Beziehungen waren.

Und nach diesem weiteren wunderbaren MEP, freuen wir uns alle bereits auf das nächste!

Anna Boysen Carnicé