Junghistoriker gewinnen beim Geschichtswettbewerb

Lars Schwickerath (9c) und Arved Schreiber (11G) haben beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten einen Förderpreis bzw. einen Landessieg zugesprochen bekommen. Somit wurde unser Eichendorff-Gymnasium zweitbeste Schule in Rheinland-Pfalz. Allein das Rabanus-Maurus-Gymnasium aus Mainz konnte in der Tradition als vielfacher Bundessieger mehr Preise erarbeiten.

Der Geschichtswettbewerb ist der größte historische Forschungswettbewerb für junge Menschen in Deutschland und wird seit 1973 von der Körber-Stiftung und dem Bundespräsidialamt ausgerichtet. Von September 2016 bis Februar 2017 gingen mehr als 5.000 Kinder und Jugendliche auf historische Spurensuche. Bundesweit wurden 1.639 Beiträge zur 25. Ausschreibung „Gott und die Welt. Religion macht Geschichte“ eingereicht.

Arved Schreiber befasst sich in seinem Beitrag mit der Frage, inwieweit der „Thing-Kult“ eine politische Ersatzreligion für die Koblenzer Bevölkerung wurde. Durch die Errichtung von sogenannten Thingplätzen schufen die Nationalsozialisten einen Versammlungsort für die Ausrichtung von gemeinsamen Festen. Nach dem architektonischen Vorbild des altgriechischen Theaters erbaut, dienten sie als besondere Feierstätte für zum Beispiel Sonnenwendfeiern, das Volksweihnachtsfest oder den nationalsozialistischen Heldenkult. Am Beispiel von drei ehemaligen Thingstätten in der Region Koblenz (am Schloss, in Arzheim und im Bienhorntal in Pfaffenhausen) erörtert Arved die Nutzung dieser Plätze und die Reaktionen seitens der christlichen Bevölkerung. Er kommt zu dem Schluss, dass sich eine „Thingbewegung“ nicht als Ersatzreligion durchsetzen konnte, jedoch aber als anfängliches Propagandamittel des NS-Regimes dienlich war. Zugleich zieht Arved Bezüge in die Gegenwart und benennt Beispiele, wo christlich-religiöse Werte instrumentalisiert werden.

Lars Schwickerath bearbeitet in seinem Beitrag „Zwischen Kreuzen und Atomraketen“ die Frage, zu welchem Grad die Religion die Friedensinitiative Hunsrück zum Protest motivierte. Eine Gruppe Zivildienstleistender organisierte unter Beteiligung kirchlicher Gruppen 1981 eine kleine „Osterfriedensfahrt“ per Fahrrad zum Flugplatz Hahn, um gegen die Stationierung atomarer Marschflugkörper vom Typ „Cruise Missiles“ vor Ort zu protestieren. Aus dieser Initiative entwickelte sich der Hunsrück neben Mutlangen zum Kristallisationspunkt einer bundesweiten Bewegung, auf deren Höhepunkt die Großdemonstration vom 11. Oktober 1986 auf dem Beller Markt von 200.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht wurde. Lars hebt hervor, dass die christlichen Werte der Toleranz und Nächstenliebe zentrale Motoren waren, die sich in Form des Friedensackers mit den 96 Kreuzen, den jährlichen Ostermärschen und dem wöchentlichen Friedensgebet manifestierten.

Auf der Landespreisverleihung im Mainzer Landtag am 7. September 2017 werden die Preisträger und Tutoren in feierlichem Rahmen gewürdigt. Alle Landessieger haben zusätzlich die Chance, auf Bundesebene mit einem Bundespreis ausgezeichnet zu werden. Die Ergebnisse der Bundesjury stehen noch aus und die fünf ersten Preise werden durch den Bundespräsidenten am 22. November 2017 in Berlin verliehen.

(Oliver Simon)